Gespräch mit Ute Zunker, ehrenamtliche Betreuerin des Café International
Wann wurde das Café International gegründet?
Ute Zunker: Das Café wurde im Jahr 2015 gegründet,
als auf einmal viele Flüchtlinge nach Deutschland kamen,
um eine Begegnungsstätte für Menschen aller Nationen,
Glaubensrichtungen und Altersgruppen zu schaffen. Träger
des Cafés war das Ökumenische Forum für Flüchtlinge, ein
Zusammenschluss christlicher Gemeinden in Langenfeld.
Die Freie evangelische Gemeinde stellte ihre Räume an der
Poststraße dafür zur Verfügung. Seit dem vergangenen Jahr
hat sie das Café in eigener Verantwortung übernommen.
Wann findet das Café statt?
Einmal im Monat samstags ab 15 Uhr. Der Termin wird
jedes Mal per WhatsApp, durch Plakate in den Flüchtlingsunterkünften
und durch Mund-zu-Mund-Propaganda
bekannt gemacht.
Wie viele Menschen besuchen das Café?
Zu Beginn kamen bis zu 80 Menschen. Heute sind es
weniger. Die Zahl schwankt zwischen 30 und 50 Personen.
Wie viele Menschen tatsächlich an einem Samstag kommen,
weiß man vorher nie.
Wie hat sich das Café im Laufe der Jahre entwickelt?
Anfangs wurde es vor allem von alleinstehenden Männern
besucht, doch schon bald fanden auch Frauen den Weg
zu uns. Heute sind die Gäste bunt gemischt. Sie kommen
aus Afghanistan, Somalia, Syrien, Tschetschenien und dem
Irak. Eltern bringen ihre Kinder mit, manche Kinder und
Teenager kommen aber auch allein. Mittlerweile suchen
auch Deutsche den Kontakt zum Café, weil sie einsam
sind. Wir sind offen für alle.
Was können Gäste des Cafés erwarten?
Das Café bietet Gelegenheit, Zeit gemeinsam zu verbringen
und die deutsche Sprache auszuprobieren. Unsere
Gäste können sich auf ein ungezwungenes und herzliches
Miteinander freuen. Das Café mit Selbstbedienungsbereich
befindet sich im Foyer und bietet Raum für entspannten
Austausch und anregende Gespräche. Für die Kinder haben
wir Spielzeug und Bastelmaterial, die Teenager können sich
beim Tischtennis oder am Kicker austoben. Im Sommer
steht den Besuchern auch der Außenbereich zur Verfügung.
Wir verzichten ausdrücklich darauf, missionarisch tätig zu
werden.
Wie hat sich das Angebot des Cafés verändert?
Früher haben wir nur Kuchen und Getränke angeboten.
Inzwischen ist uns klar geworden, dass viele Menschen,
die zu uns kommen, Hunger haben. Deshalb bereiten wir
eine einfache warme Mahlzeit zu, etwa ein Reisgericht oder
Pommes frites. Manche Geflüchtete bringen auch selbstgemachte
Speisen mit.
Wie unterstützen Sie die Geflüchteten?
Die Geflüchteten erhalten kein Geld und auch keine Gebrauchsgegenstände.
Wir haben ein offenes Ohr für ihre alltäglichen
Sorgen. Dabei geht es häufig um Probleme in den Familien oder
um Fragen zur Kindererziehung. Wir hören den Geflüchteten zu
und versuchen ihnen mit unserem Rat zu helfen. Dazu suchen
wir sie auch vor Ort in ihren Unterkünften auf.
Darüber hinaus unterstützen wir sie bei der Arbeitssuche und
der Kommunikation mit den deutschen Behörden und vermitteln
Dolmetscher. Aus der reinen Begegnung ist eine diakonische
Arbeit für die Integration Geflüchteter entstanden. Unser
Grundsatz dabei ist: Wir arbeiten nicht für die Geflüchteten,
sondern mit ihnen.
Wer betreut das Café?
Angefangen haben wir mit einer Gruppe aus zwei Männern
und vier Frauen, die sich ehrenamtlich um die Vorbereitung
und Durchführung des Cafés gekümmert haben. Aktuell
besteht das Team aus vier Personen, die sich mit viel Einsatz
für das Café und seine Besucher engagieren. Auch ein junger
Mann aus Afghanistan, der inzwischen einen Aufenthaltstitel
hat, ist dem Café treu geblieben und unterstützt uns tatkräftig.
Wie finanzieren Sie das Café?
Ein Nachmittag mit Essen, Getränken und Spielmaterial für
die Kinder kostet etwa 120€. Früher gab es das Förderprogramm
KOMM-AN, mit dem das Land Nordrhein-Westfalen
die Arbeit mit Geflüchteten finanziell unterstützte. Diese
Mittel sind weggefallen. Heute sind wir auf Spenden angewiesen.
Ein Bäcker aus Solingen liefert einmal im Quartal
kostenlos Kuchen. Geldspenden erhalten wir von Mitgliedern
unserer eigenen Gemeinde und anderer Gemeinden.
Gibt es in diesem Jahr eine besondere Aktion?
In diesem Jahr gibt es einen besonderen Anlass
zum Feiern: Das Café wird zehn Jahre alt. Dieses Jubiläum
wird mit einer großen Party gebührend gefeiert. Mit Stolz blicken
wir auf eine lange Zeit zurück, die erfüllt war mit zahlreichen
interessanten Begegnungen und vielen nützlichen Gesprächen,
nach denen alle glücklich nach Hause gegangen sind.
Das Gespräch führten
Karin Bahr und Jochen Herling, Evangelische Kirchengemeinde Langenfeld